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Die Bibliothek spielerisch entdecken mit der Lern-App Actionbound

library Foto CC-BY-SA Jisc

Durch die zunehmende Digitalisierung verändern sich menschliche Verhaltensweisen und demnach auch Bibliotheken. Neue Medienformate wie eBooks fordern neue Strategien und Zuständigkeiten. Darüber hinaus verschwimmen die Grenzen zwischen analog und digital immer mehr. Eine Möglichkeit, sich dies als Bibliothek zu Nutze zu machen um neue Zielgruppen zu aktivieren, stellt Gaming mit mobilen Endgeräten dar. Am Beispiel der medienpädagogischen Lern-App Actionbound wird aufgezeigt, wie das konkret funktioniert.

Actionbound ist ein hervorragendes Lern-Tool an der Schnittstelle von formalem und informellem Lernen und daher ideal für den Einsatz an Bibliotheken geeignet. Gerade für die heterogene Bibliothekslandschaft eignet sich das Werkzeug, da es auf vielfältige und kreative Weise angepasst werden kann. Im Folgenden lesen Sie ungefilterte Berichte von Early Adopters, welche bereits Erfahrungen mit Actionbound in deutschsprachigen Bibliotheken gesammelt haben. Die im Folgenden beschriebenen Zielgruppen im formalen Bereich sind Schülerinnen und Schüler aus einer vierten Grundschulklasse, zwei achten Klassen verschiedener Schularten und einer Klasse der gymnasialen Oberstufe sowie Studentinnen und Studenten einer Hochschule. Die Schwerpunkte liegen bei Wissensvermittlung, Förderung von Medienkompetenz und sozialem Engagement, beruflicher Orientierung, Recherchetraining, Bibliothekseinführung und vielem mehr. Einen besonders kreativen Ansatz zur Leseförderung im Rahmen eines Ferienprogramms beschreibt weiterhin ein Mitglied eines Jugendleseclubs unter dem Titel „App ins Buch“.

Inhalt

Die einzelnen Beiträge wurden von mehreren AutorInnen geschrieben und werden nach und nach im Blog von Actionbound veröffentlicht.

So funktioniert die App Actionbound

Einführung

Actionbound ist eine Lern-Anwendung, mit der digitale Erlebnis-Rallyes (so genannte Bounds) erstellt werden können. Auch ohne über Programmierkenntnisse zu verfügen, eröffnen sich Nutzerinnen und Nutzern mit Hilfe von Actionbound vielfältige Anwendungsmöglichkeiten und helfen BibliotheksmitarbeiterInnen beispielsweise dabei frischen Wind in Bibliothekseinführungen oder Recherchetrainings zu bekommen und so Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene zu begeistern. Je nach Rahmenbedingungen kann Actionbound auch dazu genutzt werden, einen Bound gemeinsam mit der Zielgruppe zu erarbeiten, wodurch der Lerneffekt noch erhöht wird. Auf den Prinzipien von Geocaching, Outward- und City-Bound aufbauend, bewegen sich die Spielerinnen und Spieler gemeinsam eigenständig von Station zu Station, dort erhalten sie Informationen und lösen Aufgaben. Die Spielanleitung erfolgt dabei mit Hilfe der Actionbound-App. Die Anwendung versteht sich als moderne Version der „City Bound“-Methode. Historisch gesehen entstand City Bound als erlebnispädagogisches Instrument für den urbanen Raum der 80er Jahre (vgl. Deubzer 2010, S. 13). City Bounds wurden als Möglichkeit betrachtet, „Abenteuer“ in den urbanen Raum zu bringen. Nun besteht die Möglichkeit, die Bibliothek auf diese Art und Weise zu entdecken.

Erstellung eines Bounds

Ein Bound wird im Bound-Creator auf www.actionbound.com erstellt und nach Veröffentlichung auf Smartphones oder Tablets gespielt.

actionbound_prinzip.jpg Einfaches erstellen eines Bounds im Browser auf actionbound.com, Abspielen in der App.

Bei der Erstellung eines Bounds stehen unterschiedliche Elemente, wie beispielsweise Informations-Bildschirme, Rätsel und Aufgaben zur Verfügung, die dem Ablauf hinzugefügt werden können. Die Reihenfolge ist hierbei jederzeit veränderbar. Der Bound-Creator zeigt die Abfolge der hinzugefügten Elemente des Bounds in Form einer Vorschau der einzelnen Bildschirmansichten. Intuitiv können bestehende Elemente des Bounds bearbeitet und neue hinzugefügt werden. Es ist möglich die zur Verfügung stehenden Elemente beliebig zu kombinieren und zu variieren. Jede Änderung kann rückgängig gemacht werden und wird sofort auf dem Actionbound-Server gespeichert, so dass keine Daten verloren gehen.

Der Screen jedes Elements lässt sich mit Texten, Audiodateien, Bildern und Videos individuell gestalten. Bilder und Videos, die beispielsweise mit der Gruppe hergestellt wurden, können zunächst per drag-and-drop in die Actionbound-Medienbibliothek hochgeladen und dann in den Bound eingebunden werden. Die Punktevergabe für die einzelnen Elemente ist frei gestaltbar.

Modus der Stationsabfolge

Stationen werden linear oder in freier Reihenfolge gespielt. Kleingruppen können zum Beispiel gleichzeitig in verschiedene Richtungen starten. Für komplexe Bounds eignet sich diese Funktion, die Nutzerinnen und Nutzern die Wahl lässt, wie viele Stationen sie lösen möchten. Bei einem Bound in der Bibliothek können einzelne Medien mit Informationen und Aufgaben versehen und diese unabhängig voneinander per QR-Code aufgerufen werden.

Abspielen eines Bounds

Nachdem ein Bound erstellt und erfolgreich getestet wurde, kann er veröffentlicht werden. Indem man den Bound auf „geheim“ stellt, besteht die Möglichkeit diesen einer geschlossenen Nutzergruppe zur Verfügung zu stellen, welche den Bound per Passwort oder Scan eines QR-Codes aufruft. Beim Start des Bounds werden alle Inhalte vorgeladen. Dies kann über W-LAN geschehen, so entstehen keine Kosten für die mobile Internetnutzung und es sind keine Datenkarten für bereitgestellte Tablets nötig. Am Ende des Bounds können Ergebnisse durch erneutes Verbinden mit dem Internet übertragen werden. Diese sowie alle von den Teilnehmenden erstellten Medien, können dann abgerufen und zur gemeinsamen Reflexion genutzt werden.

Erforderliche Technik und Nutzungslizenz

Zum Erstellen von Bounds wird ein Computer mit Internetzugang und einem aktuellen Browser benötigt, mit welchem man sich auf actionbound.com/signup registrieren und sofort beginnen kann. Zum Abspielen von Bounds können Smartphones und Tablets von Apple oder mit dem Betriebssystem Android verwendet werden. Am besten eignen sich aktuelle Geräte. Wenn man auch ortsbasierte Aufgaben mit GPS-Koordinaten verwenden möchte, ist darauf zu achten, dass das Gerät eine entsprechende Funktionalität mitbringt. Wenn man selbst keine Geräte bereitstellen kann, besteht die Möglichkeit auf die Smartphones der Teilnehmenden zurückzugreifen. In so gut wie jeder Gruppe finden sich genug kompatible Geräte. Ein W-LAN-Hotspot wird empfohlen. Die App Actionbound ist im App Store und bei Google Play kostenlos zum Download erhältlich. Für die private Nutzung ist Actionbound kostenfrei, für Institutionen und Unternehmen kostenpflichtig. Derzeit bietet Actionbound für Bibliotheken günstige Bildungskonditionen an. Informationen zu den Preisen finden Sie hier.


88x31.png „Die Bibliothek spielerisch entdecken mit der Lern-App Actionbound“ von Simon Zwick, Cynthia Lengler, Ilka Hamer, Annette Güzelmeriç, Eugenie Schatz, Dörthe Wiethoff, Florian Küpper, Christoph Deeg ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Apps, Schnitzeljagden und die eigene Bibliothek


Foto: CC BY-ND 2.0 DE Ingrid Müller

Christoph Deeg, Berater und Speaker für Social-Media-Management, Gamification und Digitale Strategien, brachte kürzlich sein neues Buch „Gaming und Bibliotheken“ bei De Gruyter Saur heraus. Im Abschnitt „Services und Aktivitäten mit Games“ des Buches beschreibt er anhand zwei einfacher Beispiele, wie man durch die Nutzung der Mobile-Gaming-App Actionbound sein Angebot einfach bereichert und darüber hinaus sogar zum Innovationsträger wird.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlichen wir hier einen Auszug aus dem Buch:

Apps, Schnitzeljagden und die eigene Bibliothek


Bevor Sie auch nur einen Moment daran zweifeln: Ich habe noch weitaus mehr Ideen und Vorschläge für die Nutzung von Gaming in Bibliotheken als jemals in dieses Buch passen würden. Alle hier gemachten Vorschläge sind quasi ein erster Einblick :-) Der nun folgende Vorschlag geht ebenfalls in die Richtung „mobiles Gaming“. Und auch hier haben Bibliotheken auf den ersten Blick keine Möglichkeiten der Implementierung bzw. Teilhabe. Wenn man jedoch genauer hinschaut, stellt man fest, dass Bibliotheken mit nahezu jedem Angebot etwas anfangen können.

Ein schönes Beispiel sind Apps für Smartphones, die den Nutzer spielerisch in der analogen Welt zu verschiedenen Orten führen. Diese Apps sind quasi interaktive Schnitzeljagden. Es gibt hier eine Vielzahl an Anbietern. Ein spannendes Beispiel ist „Actionbound“. Das besondere an Actionbound ist, dass man die Inhalte der App selber generieren kann. Man ist also nicht abhängig von vorgegebenen Inhalten. Also kann man diese App auch spielerisch verwenden und nun kommt die Bibliothek ins Spiel. Am Beispiel von zwei Nutzungsvarianten möchte ich die Optionen kurz beschreiben:

  1. Das ultimative Bibliotheks-Geschichten-Spiel: Dabei geht es darum, eine Geschichte zu erzählen, die z. B. in Ihrer Stadt oder Ihrem Dorf spielt. Sie können hierfür als Basis Geschichten nutzen, die z. B. in Büchern aus Ihrem Bestand erzählt werden. Vielleicht gibt es aber auch historische Geschichten aus Ihrem Umfeld. In einem ersten Schritt müssten die Teilnehmer dann im Rahmen von Workshops gemeinsam eine Geschichte erfinden. Daran anschließend muss diese Geschichte in ein Spiel umgewandelt werden. Schließlich wird dieses Spiel nun auf die App übertragen. Nun können alle Interessierten das Spiel spielen und sich auf die Reise durch Ihre Stadt bzw. Ihr Dorf machen. Die Nutzung von Actionbound ist dabei sehr einfach. Sie müssen also nichts programmieren.

  2. Das Erstsemester-Spiel einer Universitäts-Bibliothek: Es gibt viele mögliche Services für wissenschaftliche Bibliotheken, aber es gibt kaum einen Moment, an dem Sie näher an den Studierenden sind als in den ersten Tagen des Semesters. Gewiss, diese Studenten brauchen nicht sofort eine Bibliothekseinführung und müssen auch nicht gleich alle Datenbanken und Kataloge nutzen können. Aber diese Studenten brauchen Informationen. Und dabei geht es um all das, was sie in den ersten Wochen tun und kennenlernen müssen. Die Bibliothek kann hier zur zentralen Informationsstelle werden. Und wenn Sie z. B. einen großen Campus haben und zudem einige wichtige Orte in Ihrer Stadt kennen, dann wäre es doch spannend, Sie könnten diese Informationen auf spielerische Weise mittels einer App vermitteln, oder? Und genau dafür können Sie Angebote wie Actionbound nutzen.
Beide beschriebenen Varianten sind umsetzbar und beide Varianten kann man ausbauen. Sie müssen auch nicht sofort das ultimative Spiel bauen und natürlich sollen Sie auch weiterhin Ansprechpartner in der realen Welt sein. Und doch können Sie mit solchen Angeboten sehr viel erreichen. Zum einen haben Sie damit neue spannende Angebote erschaffen – und Sie müssen die App nicht selber programmieren. Sie ist ja schon da. Zum anderen lernen Sie als Bibliothek, wie man mobile Angebote wie Apps nutzt und wie man zudem daraus ein Spiel kreiert. Schließlich werden Sie zu einem Innovationsträger in Ihrem Umfeld und Sie sorgen dafür, dass die Menschen Sie als eine Institution wahrnehmen, die sehr viel mehr kann als Medien verleihen, Leseförderung und Co.

Deeg, C. (2014). Gaming und Bibliotheken. Berlin, Boston: De Gruyter Saur.